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MoRes Klimaschutz und -anpassung in der Tierhaltung

MoRes

Nachhaltige Bekämpfung der Moderhinke bei Schafen

Projektkoordinator

Prof. Dr. Ottmar Distl
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
ottmar.distl(ät)tiho-hannover(punkt)de

Verbundpartner

Data Service Paretz
Josef Baumann GmbH
Dr. Heinz Strobel, Schafpraxis

Projekthomepage

https://www.unter-2-grad.de/projekte/remissiondairy/

Projektbeschreibung in FISA

Zum Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung (FISA)

Ziel

Ziel des Vorhabens ist die Quantifizierung von klimatisch- und Herdenmanagement bedingten Faktoren auf das Auftreten von Moderhinke und die Epidemiologie des Erregers Dichelobacter nodosus, die Charakterisierung der Virulenz und Dynamik des Moderhinke-Erregers Dichelobacter nodosus die Charakterisierung von genetisch bedingter tierindividueller Resistenz, Toleranz und Empfänglichkeit für Moderhinke sowie die Aufklärung tierindividueller genetischer Mechanismen der Resistenz, Toleranz und Resilienz.

Ergebnisse

Die Moderhinke stellt eine der wirtschaftlich wichtigsten Erkrankungen in der Schafhaltung und die häufigste Klauenerkrankung bei Schafen dar. Moderhinke ist in den Schafbeständen sehr weit verbreitet. Ein nationales Erfassungssystem für alle Schafherden ist anzuraten. Dafür wurde ein portables elektronisches Erfassungssystem entwickelt, das für die tierindividuelle Erfassung von elektronischen Ohrmarken und Datenaufnahme vor Ort geeignet ist. Das Handheld-Gerät (Reader) ist flexibel programmierbar und verfügt über einen Speicherumfang für mehr als 5000 Tiere. Alle für das MoRes-Projekt notwendigen tierspezifischen Daten werden über den Reader anhand vorgegebener Felder und vordefinierter Bezeichnungen bzw. Werte erfasst. Die auf dem Reader gespeicherten Daten können auf einen PC oder das Programm SchafPC zur weiteren Bearbeitung übertragen werden.

Bisher wurden in mehr als 200 Schafherden aus 14 verschiedenen Bundesländern bei mehr als 10.000 Schafen Untersuchungen auf Moderhinke durchgeführt. Bei diesen Tieren wurde die Moderhinke klinisch beurteilt sowie weitere tierärztliche Befunde registriert, die Herdenumwelt mit Deskriptoren erfasst und von jedem Tier Klauentupfer- und EDTA-Blutproben asserviert. Die Proben werden zur quantitativen Bestimmung von benignen und virulenten Erregerstämmen und zur Genotypisierung der Schafe mittels dem ovinen Illumina Beadchip 50K/600K verwendet. Die Wissensvermittlung wird in Form von „Stable Schools“ und Informationsveranstaltungen für Schafhalter und –züchter durchgeführt. Dies umfasst die Erläuterung der klinischen Erscheinungsbilder von Moderhinke, die Eigenschaften des Erregers und fördernde Umweltbedingungen zur Verbreitung und Persistenz in Herden, Behandlungs- und Sanierungsstrategien und die praktische Durchführung von Herdensanierungen.

Die Klassifizierung der allelischen Unterschiede TA/CG der Nukleotide 661/662 im aprV2 und aprB2 Gen erfolgt mit einer kompetitiven und hochspezifischen qRT-PCR Methode. Schafe mit klinischen Anzeichen einer Moderhinke in Form einer Unterminierung des Klauenhorns zeigten eine sehr hohe Detektionsrate für virulente Erregerstämme. Zwischen Schafrassen und zwischen Tieren innerhalb Rassen zeigten sich sehr große Unterschiede in der Prävalenz des Erregers. Genetische Analysen ließen erkennen, dass die Empfänglichkeit der Schafe für Moderhinke sehr unterschiedlich hoch ist und die Heritabilitäten im moderaten bis hohen Bereich liegen. Eine nachhaltige Bekämpfung der Moderhinke ist nur über die Identifizierung von genetisch resistenten Tieren und Linien möglich. An einer Implementierung einer Zuchtstrategie und eines genomischen Zuchtprogrammes auf Moderhinke-Resistenz wird daher gearbeitet.

Verwertung

Mit den bisherigen innovativen Entwicklungen können nachhaltige, digital unterstützte Sanierungsprogramme in Abhängigkeit von der Virulenz der Erreger, Umweltfaktoren und der Genetik der Schafe etabliert werden. Für Zuchtprogramme unter Nutzung der genomischen Information von genomweiten SNP-Genotypisierungsdaten wurden die Grundlagen gelegt. Über die Komplettgenomsequenzen von einer großen Zahl von Schafen werden neue Erkenntnisse zur Resistenz und Resilienz gegen Moderhinke gewonnen und erlauben die Wahl geeigneter Schafrassen für die jeweiligen Standorte.