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ATTRACAP Nachhaltiger Pflanzenschutz

ATTRACAP

Optimierung einer Attract und Kill-Strategie zur Drahtwurm-Kontrolle im Kartoffelanbau als Beitrag zum nachhaltigen Pflanzenschutz

Projektkoordinator

Prof. Dr. Stefan Vidal
Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen
svidal(ät)gwdg(punkt)de

Verbundpartner

Fachhochschule Bielefeld
BIOCARE Gesellschaft für biologische Schutzmittel mit beschränkter Haftung
Öko-BeratungsGesellschaft mbH
Bioland Erzeugerring Bayern e.V.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg

Projektbeschreibung in FISA

Zum Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung (FISA)

Ziel

Der Kartoffelanbau benötigt dringend innovative Lösungsansätze, um die existenzbedrohende Drahtwurmproblematik in den Griff zu bekommen. Die durch Drahtwurmbefall verursachten wirtschaftlichen Schäden können im Kartoffelanbau bei einem Befall der Knollen über 20 % zu einem Totalschaden führen. Der monetäre Verlust kann bei einer Halbierung des Ertrages bis zu 5.000 €/ha im konventionellen und mehr als das Doppelte im ökologischen Anbau betragen. Das im vorherigen Projekt ATTRACT entwickelte innovative Grundkonzept einer Bekämpfungsstrategie von Bodenschädlingen auf Basis einer Attract und Kill-Kapsel (A&K-Kapsel; Anlocken der Schädlinge durch einen attraktiven Wirkstoff, Abtöten mittels eines entomopathogenen Pilzes) soll im Projekt ATTRACAP optimiert werden. Dabei werden zwei wesentliche Stellschrauben untersucht: Zum einen werden Möglichkeiten einer optimierten Kapselformulierung unter Verwendung weiterer Hilfsstoffe erforscht. Zum anderen werden abiotische und biotische Parameter untersucht, die bei der Ausbringung im Feld einen Einfluss auf die Effizienz der Kapseln haben könnten.

Ergebnisse

Im Projekt wurden im Wesentlichen zwei Forschungsansätze systematisch untersucht. In Labor und Feldversuchen wurde der Einfluss von Bodenparametern (mikrobielle Aktivität, Bodenfeuchte und -temperatur) auf die Wirkungssicherheit der Standardkapseln untersucht. Es zeigte sich, dass insbesondere der Faktor Bodentemperatur für die wirksame Bekämpfung der Drahtwürmer bei der jetzigen Kapselformulierung von Bedeutung sein kann. Eine Variante der Kapsel, bei der ein einfaches Coating mit Pilzsporen zu einer schnelleren Wirkung führen sollte, brachte bisher keine klaren Vorteile (Abbildung 1). Weitere Versuche hatten zum Ziel, neben CO2 weitere Anlockstoffe zu finden, um eine bessere Lokalisation der Kapseln durch die Drahtwürmer zu ermöglichen. Mittels Olfaktometer-Versuchen konnten hochwirksame Wirkstoffe identifiziert werden, die in weiteren Versuchen noch in Halbfreilandversuchen getestet werden müssen.

Abbildung 1: Schäden an Kartoffeln, verursacht durch Fraß der Drahtwürmer. Ergebnisse eines Feldversuches unter Verwendung einer neuen trockenen Co-Formulierung der A&K-Kapseln in Aulfingen (LK Tutlingen); Kontrolle = ohne A&K-Kapseln; ATTRACAP® = "alte" Formulierung ohne Coating; Fast-Acting = zusätzliches Sporen-Coating; WG = Wirkungsgrad, Unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede; glm mit Tukey post hoc.

In einem weiteren Arbeitspaket wurde nach Möglichkeiten gesucht, die Sporulation des Pilzes auf den A&K Kapseln sowie die CO2-Produktion zu erhöhen. Dabei ließ sich die über drei Wochen abgegebene Menge an CO2 deutlich erhöhen und gleichzeitig auch die Sporendichte auf der Kapseloberfläche steigern (Abbildung 2).

Abbildung 2: Erhöhung der Sporendichte auf einer ATTRACAP® - Kapseloberfläche nach Rehydrierung bei Formulierung mit einem Zusatzstoff. Unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede; ANOVA mit Games-Howell MW±SD n=10

Verwertung

Seit 2016 ist die Anwendung des Mittels ATTRACAP® gemäß Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 im begrenzten Umfang im Kartoffelanbau erlaubt; erstmals 2020 auch für die Anwendung im Spargelanbau. Eine reguläre Zulassung ist beantragt. Die Firma BIOCARE GmbH, die das innovative Produkt ATTRACAP® herstellt und vertreibt, hat mit dieser Erweiterung ihres Portfolios bereits neue Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region Süd-Niedersachsen schaffen können. Diese innovative Bekämpfungsstrategie mittels des Attract und Kill-Ansatzes wird auch für die Anwendung in weiteren Kulturen angestrebt. Dies sichert den vorhandenen Technologievorsprung und die Wettbewerbsfähigkeit der Firma, auch im internationalen Vergleich, und schafft weitere Arbeitsplätze. Das hohe Innovationspotential des Produktes ATTRACAP® wurde bereits durch verschiedene Preisverleihungen an das Team gewürdigt.

Dokument zum runterladen: Präsentation ATTRACAP

Dokumentenbeschreibung:
Optimierung einer Attract-and-Kill-Strategie zur Drahtwurm-Kontrolle im Kartoffelanbau als Beitrag zum nachhaltigen Pflanzenschutz