Kulturbegleitendes Nmin-Sollwert-System (KNS) und N-Expert
Der tatsächliche Düngebedarf von Gemüsekulturen, die länger als acht Wochen stehen, ist im Voraus schwer abzuschätzen. Entscheidend ist, wieviel Stickstoff im Laufe der Zeit aus der organischen Substanz im Boden freigesetzt wird. Neben organischer Düngung, Humusgehalt des Bodens und Bodenart spielt das Wetter eine entscheidende Rolle.
Das KNS-System ermöglicht es, basierend auf aktuellen Bodenproben und der zu erwartenden Aufnahme der Pflanze tagesaktuelle Düngeempfehlungen zu geben. Durch dieses Verfahren konnte auf vielen Flächen eine Düngeeinsparung gegenüber des anfangs gemäß Düngeverordnung ermittelten Düngebedarfs erzielt werden. Auf anderen Flächen zeigte sich kein Einsparpotential. In zwei Jahren wurden beispielsweise auf vier unterschiedlichen Wirsingflächen eines Betriebes ganz unterschiedliche Stickstoffdynamiken gefunden. Diese Methode ist jedoch sehr zeit-und kostenintensiv: Für Porree, Kopfkohl, Wirsing und Knollensellerie werden mindestens drei Bodenproben benötigt. Probenahme und Analyse kosten bis zu 50 € oder alternativ ca. eine Stunde eigene Arbeitszeit. Nicht immer können diese Kosten durch Düngereinsparung kompensiert werden.
N-Expert ist eine Softwarelösung, die eine noch präzisere Anwendung des KNS-Systems ermöglicht. Insbesondere können betriebs- und jahresspezifische Abweichungen von der Standardkulturdauer abgebildet werden. Das Programm erfordert jedoch eine sehr umfangreiche Einarbeitung, daher eignet es sich insbesondere für spezialisierte Düngeberater.
Düngefenster
Düngefenster eignen sich insbesondere für Kulturen mit nur einem Düngetermin (z.B. Salat), um eine reduzierte Düngung auszutesten. Dazu wird ein Teil eines Feldes reduziert gedüngt. Mit einem Positionseffekt muss allerdings gerechnet werden, besonders, wenn die Bewässerungsverteilung inhomogen ist. Auch Vorkultur und Witterung haben einen entscheidenden Einfluss darauf, ob eine reduzierte Düngung funktioniert oder nicht. Ein Düngefenster sollte daher auf verschiedenen Flächen in mehreren Jahren wiederholt werden.
Zwischenfrüchte
Der Anbau von Zwischenfrüchten stellt im Gemüsebau eine Herausforderung dar und ist daher noch nicht überall verbreitet: Viele Gemüseflächen werden ab Anfang März bepflanzt und nicht vor September frei. Auf den Modellbetrieben konnten folgende Lösungen erarbeitet werden:
- Wann und ob eine Zwischenfruchtart genügend N binden kann, hängt von Bodenart, Witterung und der Bewässerung der Vorkultur ab. Auf zuvor ausreichend bewässerten Böden entwickelt sich eine Zwischenfrucht in einem trocken, warmen September noch sehr gut, was mit dem fortschreitenden Klimawandel immer häufiger gegeben ist.
- Zwischenfrüchte mit Aussaat bis 1.10. konnten bis zum Winter 2018 bzw. 2019 50-60 kg N binden. Als geeignet erwiesen sich auch bei Trockenheit Grünroggen oder Mischungen mit Rauhafer und Phacelia.
- Eine Zwischenfruchtaussaat Ende Oktober/Anfang November wird bisher selten durchgeführt. Um Auswaschung zu verhindern, wäre der Verzicht auf Bodenbearbeitung sinnvoller, diese ist aus phytosanitären Gründen aber oft wichtig. Zwischenfrüchte sind unter diesen Umständen die bessere Wahl als Brache, sofern die nächste Kultur erst ab April folgt. Nach ersten Mineralisierungsschüben in milden Februarwochen folgte noch einmal eine Phase mit Starkniederschlägen. Zwischenfrüchte verhindern, dass der freiwerdende Stickstoff im März sofort ausgewaschen wird.